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Das DENKMAL DES MONATS rückt fortlaufend ein Monument der mitteldeutschen Kulturlandschaft in den Mittelpunkt, beschreibt dessen Architektur und zeigt dessen besondere Rolle auf.


von Rolf Kopsch

Stolpersteine

Das Denkmal des Monats November beschäftigt sich mit den Gedenktafeln „Stolpersteine“ zur Erinnerung an die Verfolgung der Juden in Deutschland durch die NS-Diktatur. Von dem Terrorregime waren nicht nur Juden betroffen, auch Sinti und Roma, konfessionell Verfolgte oder Homosexuelle litten unter dieser Diktatur.

Der Künstler Gunter Demnig (geboren 1947) wurde durch seine Idee, Erinnerungspunkte für die Opfer der NS-Diktatur zu schaffen, bekannt. Seit 1996 gibt es diese Form der Erinnerung an die im Zweiten Weltkrieg ermordeten Menschen. Die 10x10cm großen Pflastersteine, die mit einer Messingplatte versehen sind, wurden bisher in über 30 Länder Europas verlegt. Gewöhnlich ist auf der Messingplatte der Namen des Opfers, das Geburtsjahr sowie Ort und Datum der Ermordung vermerkt.

Ein Vorläufer der „Stolpersteine“ sind die Pflastersteine des Projekts „Namen & Steine“. Der Autor und Herausgeber Tom Fecht verlegte1994 die ersten Steine für AIDS-Opfer. Auch hier meißelte man die Namen der Opfer in die Pflastersteine ein. Ein ähnliches Projekt sind die „Remembrance Stones“ in Spanien. Hier wird an die Opfer des Franquismus in Spanien erinnert. Die ersten Steine verlegte man 2018 auf Mallorca.

Die Pflege der Stolpersteine erfolgt oft durch regionale Vereine. In Leipzig kümmert sich die „Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine“, in der die zahlreichen regionalen Vereine integriert sind, um diese Gedenksteine. Am 26. Oktober 2023 verlegte man in Leipzig weitere Steine. Gäste aus Berlin, Bonn und den USA waren vor Ort. Alle verlegten Steine sind spendenfinanziert, wobei die Kosten für einen Stein etwa 120 € betragen.

Ein Beispiel unter den etwa 700 in Leipzig verlegten Steinen sind die Erinnerungssteine an die Familie Oelsner am Lindenauer Markt 22. Mitglieder der Familie wurden in den KZs Auschwitz und Theresienstadt von den Nazis ermordet. Die Familie wurde in der Nacht aus ihrer Wohnung vertrieben und musste in das sogenannte Judenhaus in der Leipziger Färberstrasse einziehen. Danach erfolgte die Deportation in die Vernichtungslager.

Stolpersteine

Spinnmühle Wolkenburg

Als Zeugnis der frühen Industrialisierung in Sachsen, gehört die Spinnmühle in Wolkenburg mit zu den ersten Fabrikbauten deutschlandweit. Unter Detlev Carl Graf August von Einsiedel um 1795 errichtet und im Baubestand weitgehend original erhalten, stellt diese eine architektonische Besonderheit dar: der Übergangsstil zwischen Herrenhaus und Fabrik, dem sogenannten „Herrenhaustyp“. Auf 4 Ebenen ursprünglich als Schafwollspinnerei mit eigener Merinoschafzucht, später Baumwollspinnerei, Weberei und zuletzt vom „VEB Malitex Wolkenburg“ Produktionsstätte genutzt, steht diese seit 1990 leer. Gemeinsam mit der Stadt Limbach-Oberfrohna, dem Arbeitskreis Sächsische Spinnmühlen und dem Denkmalnetz Sachsen setzen wir uns für die Sanierung, angestrebte Mischnutzung und somit komplette Revitalisierung des Objektes ein.

Video Drohnenflug: https://youtu.be/9MMua6nTEhA

Spinnmühle Wolkenburg

Schloss Hubertusburg

Das Schloss Hubertusburg liegt inmitten der Mutzschener Heide, im Zentrum Sachsens. Von hier aus sind es ungefähr 50 km in westlicher Richtung bis Leipzig oder zirka 80 km in südöstlicher Richtung bis Dresden.

Seit dem 16. Jahrhundert galt das Waldgebiet um Wermsdorf, in dem sich das Schloss Hubertusburg befindet, als beliebtes Jagdrevier der Wettinischen Kurfürsten. Seit 1610 gab es dort das Jagdschloss Wermsdorf.

Nachdem 1719 die Sächsische Hochzeit des Jahrhunderts zwischen Kurfürst Friedrich August III (1696-1763) und der österreichischen Kaisertochter Maria Josepha in Dresden gefeiert wurde, entschloss sich 1721 der Kurfürst August der Starke (1670-1733), dessen Sohn Friedrich August III war, ein neues Jagdschloss zu errichten und es dem jungen Brautpaar zu überlassen.

Im den folgenden 300 Jahre erfolgten umfangreiche Umbauarbeiten. Die Hubertusburg entwickelte sich zu einem der größten Schlösser Europas und gilt als wichtigster Rokokobau in Sachsen.

Ab 1840 wurde das Schloss als Landeshospital, im Nationalsozialismus als Offiziersschule und anschließend wieder als Militärlazarett genutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg besetzten Amerikaner und anschließend das sowjetische Militär die Hubertusburg. Hierbei kam es zu großen Zerstörungen in der Schlosskapelle.

Bald danach begann die Nutzung als Klinik. Hubertusburg wurde die größte Einrichtung des Gesundheitswesens im ehemaligen Bezirk Leipzig. Heute wird die Schlossanlage durch den Freistaat Sachsen finanziert.

Das Schloss beherbergt Abteilungen für: • Psychologie, Psychotherapie, Neurologie und Pädiatrie • Die Zentralwerkstatt für den Erhalt von Archiv- und Bibliotheksgut • Den „Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.“, der sich für den Erhalt und die Sanierung das Jagdschlosses Hubertusburg einsetzt

Das Schloss Hubertusburg ist für vielfältige Ausstellungen rund um Geschichte Sachsens und speziell der Region um Wermsdorf bekannt. Ein Besuch lohnt sich allemal und kulinarisch bietet der nahe Horstsee kleine Leckerbissen bei denen man sich von einem ereignisreichen Tag erholen kann. So kann der Tag nach einer Besichtigung der Anlage und eventueller Erkundung des Staatsforstes ausklingen.

Schloss Hubertusburg

Schloss Hartenfels

Unser heutiges Denkmal des Monats dreht sich um das Schloss Hartenfels in Torgau. Es befindet sich im Nordwesten Sachsens unmittelbar an der Landesgrenze zu Brandenburg und Sachsen -Anhalt. Von Leipzig ist es ungefähr 60 Kilometer in nordöstlicher Richtung entfernt, gut erreichbar mit der Regionalbahn RE10 bzw. S4.

Bevor im 15. Jahrhundert der Schlossbau begann, existierte bereits eine Burganlage, die 973 erstmalig eine Erwähnung fand. Seinen Namen bekam es wohl vom rötlichen Porphyrfelsen, auf dem das Schloss erbaut ist. In dieser Zeit baute man das Schloss als Hauptresidenz der Ernestinischen Linie der Wettiner aus. Das Schloss zählt zu einem der besterhaltensten Bauwerke der deutschen Frührenaissance und ist ein Hauptwerk der Sächsischen Renaissance.

Besonders eindrucksvoll ist der Große Wendelstein, welcher über 28 Meter hoch ist. Dieser aus Sandstein geschaffene Treppenaufgang gilt als Meisterwerk der Frührenaissance. Dieser wurde in nur 4 Jahren von 1533 bis 1537 erbaut. Vorbild war der 50 Jahre zuvor erbaute Treppenturm der Albrechtsburg in Meißen. In den Jahren 2000 bis 2003 erfolgte eine grundlegende Sanierung. Heute ist die Begehung der spiralförmigen Treppe wieder möglich und sehr zu empfehlen. 1452 legte Kurfürst Friedrich der Sanftmütige (1412 bis 1464) am Schloss Hartenfels einen Bärengraben an. Die Bärenhaltung und -zucht wurden bis zum Dreißigjährigen Krieg ständig vergrößert. Die Tiere dienten in dieser Zeit als kurfürstliches Jagdvergnügen und wurden im Schlosshof zur Unterhaltung aufeinander gehetzt. Heute bewohnen drei Bären das seit 2021 artgerecht gestaltete Gehege.

Nicht unerwähnt bleiben soll die von 1542 bis 1544 erbaute Schlosskapelle. Diese Kapelle gilt als erster protestantischer Kirchenneubau der Welt. Im Jahre 1544 wurde sie von Martin Luther (1483 bis 1546) geweiht.

Nach dem Schmalkaldischen Krieg (1546 bis 1547) kam das Schloss 1547 in den Besitz der Albertiner und wurde als Verwaltungsgebäude genutzt. Neben Martin Luther besuchten und wirkten zahlreiche Persönlichkeiten auf Schloss Hartenfels. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war das Schloss ein beliebter Hochzeitsort für die sächsischen Kurfürsten. Die Feierlichkeiten dauerten oft mehrere Tage und zählten hunderte adlige Gäste mit tausenden Pferden und entsprechendem Personal. Zar Peter der Große weilte 1711 hier und wohnte der Vermählung seines Sohnes Alexej mit Charlotte Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel bei. Der Zar wohnte in der ehemaligen Kurfürstlichen Kanzlei, dem heutigen Stadtmuseum (Wintergrüne 5).

Heute ist das Schloss ein bedeutendes Bauwerk der sächsischen Geschichte. 2023 feiert man in Torgau das 1050-jährige Stadtjubiläum. Höhepunkt ist die im September stattfindende Festwoche. Renaissancemarkt Fürstenhochzeit und Festumzug locken dann Besucher an.

Ausarbeitung: Rolf Kopsch Neuigkeiten, Veranstaltungen, Ausstellungen und vieles andere unter: https://www.schloss-hartenfels.de/

Wendelstein Schloss Hartenfels

Andreas Franke

Memleben Kaiserpfalz und Benediktinerkloster

Der kleine Ort Memleben liegt etwa 35 Kilometer westlich von Freyburg und beherbergt Ruinen, die vor 1000 Jahren eine wichtige Rolle in der sächsischen Geschichte spielten.

Im 10. Jahrhundert hielten sich in Memleben mehrfach die Herrscher der Ottonen auf. Darunter befanden sich der König Heinrich I und sein Sohn Kaiser Otto I. Beide Herrscher schafften es durch eine kluge Regelung der Erbtradition die Stämme des ostfränkischen Reiches zu einen. Heinrich I. (um 876 bis 936) und sein Sohn Otto I. (912 bis 973) starben in Memleben. Um seine Vorfahren zu gedenken, ließ Kaiser Otto II. (955 bis 983) zusammen mit seiner Ehefrau Theophanu ein Benediktinerkloster gründen. Dieses Kloster wurde mit zahlreichen Besitzgütern sowie Markt- und Zollrecht ausgestattet und es entwickelte sich in Laufe der Zeit zu einer bedeutenden Reichsabtei. Aus dieser Zeit sind bis heute Reste der monumentalen Klosterkirche erhalten, deren Gestalt und Größe die Bedeutung der Abtei im 10. Jahrhundert widerspiegelt.

Leider hat man die Reste der Kaiserpfalz bis zum heutigen Tag nicht lokalisieren können. Die Anlage muss jedoch bedeutend gewesen sein, da in dieser Zeit die Machthaber mit ihrem gesamten Hofstaat von Pfalz zu Pfalz zogen, um die Amtsgeschäfte auszuführen. Vermutet wurde die Pfalz in den letzten Jahrzehnten auf dem Wendelstein oder auch der Altenburg bei Wangen. Aktuelle Forschungen rücken das Interesse in die nähere Umgebung der beiden Klosteranlagen. Hier darf man gespannt sein, was die laufenden Forschungen zutage befördern.

Die Blütezeit des Klosters endete mit Heinrich II (um 973 bis 1024) im Jahr 1015. Heinrich II. entzog der Abtei die Eigenständigkeit und unterstellte sie der osthessischen Abtei Hersfeld. Dennoch blieb das Kloster bestehen und vor Ort tätig. Im 13. Jahrhundert wurde dicht neben der Monumentalkirche aus dem 10. Jahrhundert eine spätromanische Klosteranlage neu errichtet. Von dieser Kirche sind bis heute die Außenmauern, die spitzbogigen Mittelschiffsarkaden und vor allem die spätromanische Krypta im Originalzustand erhalten. Mit Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert endete das Klosterleben in Memleben. Das Kloster wurde aufgelöst und Kurfürst Moritz von Sachsen (1521 bis 1553) übertrug das Kloster samt den Besitztümer der neu gegründeten Landesschule Pforta bei Naumburg.

Von 1945 bis 1990 wurde das ehemalige Kloster von einem Volkseigenes Gut (VEG) bewirtschaftet. Heute ist die Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben Eigentümer und Bewirtschafter des Klostermuseums, welches sich im Klausurbereich der mittelalterlichen Klosteranlage befindet. Heute kann man auf dem Klostergelände einen Blick in die mittelalterliche Klosterzeit werfen:

  • • das Kaisertor, ein imposantes Eingangstor, leider nicht in die Kaiserpfalz, sondern der südliche Eingang in das Querhaus der Monumentalkirche aus dem
    1. Jahrhundert. Außerdem ist die südliche Langhauswand noch erhalten und der südwestliche Vierungspfeiler.
    • ein schöner Kräutergarten als Beispiel der klösterlichen Selbstversorgung • das Museum mit Ausstellungen im Klausurbereich: Herrschertod, Wissen + Macht, Klosterleben, Buchherstellung im Mittelalter • die Kirchenruine aus dem 13. Jh. inklusive der Krypta der Kirche aus dem 13. Jahrhundert

Memleben Kaiserpfalz

Zum Arabischen Coffe Baum

„Ei! Wie schmeckt der Coffee süsse“. Diese Worte aus Bach’s Kaffeekantate laden zu einem Besuch des ältesten Kaffeehauses Deutschlands ein. Seit 1711 wird hier, in der „Kleinen Fleischergasse Nummer 4“, Kaffee ausgeschenkt „Lieblicher als tausend Küsse“

Viele prominente Besucher hatte das Haus in den letzten Jahrhunderten zu verzeichnen, denn Kaffee ist in der ganzen Welt ein beliebtes Getränk. So kamen unter anderem: • der sächsische Kurfürst August der Starke • Johann Wolfgang von Goethe • Napoleon Bonaparte • Gerhard Schröder • Bill Clinton

„Milder als Muskatenwein“ Hinter einem Bauzaun kann man derzeit das viergeschossige Haus erahnen. Über dem Eingang ist das Relief eines Puttos, der einem Orientalen eine Schale Kaffee reicht, zu sehen. Diese Plastik symbolisiert den Ursprung des Kaffeetrinkens aus dem alten Orient. Als Bildhauer der Plastik wird der Permoser-Schüler Johann Benjamin Thomae (1682-1751) vermutet. Leider fehlen der Auftraggeber und ein Rechnungsempfänger. So hält sich hartnäckig die Legende, dass August der Starke (1670-1733) ein Abenteuer mit der Wirtin des Inhabers gehabt haben soll und als Dank die Plastik gestiftet hat.

„Coffee, Coffee muss ich haben“ Bis zur Schließung befand sich im Erdgeschoss und in der ersten Etage die Gastronomie. Die restlichen Stockwerke wurden als Ausstellungsräume rund um das Thema Kaffee genutzt. Hier wurden Exponate aus den letzten 300 Jahren rund um das Kaffeetrinken ausgestellt. Zu sehen waren Kaffeemühlen, Meißner Kaffeegeschirr oder Ton- und Filmdokumente mit dem Thema Kaffee als Wirtschaftsgut. Im Erdgeschoss befindet sich der Kaisersaal. Der Ursprung des Namens ist bisher nicht genau bekannt. Eine Möglichkeit ist, dass der Raum nach Napoleon benannt ist. Die andere Geschichte erzählt von einem Leipziger Bürger mit dem Namen Kaiser, der sein Vermögen vertrank. Um 1900 wurde der Coffe Baum von Journalisten als kleine verkommene Kneipe bezeichnet. Leipziger erwiderten auf diese nicht gerade schmeichelhafte Beschreibung mit den Worten: „Jawohl aber eine mit Frackzwang“ „Und wenn jemand mich will laben, Ach, so schenkt mir Coffee ein!“

Auch das Lieschen Schlendrian aus der Kaffeekantate wäre mit der derzeitigen Schließung dieser Traditionsgaststätte nicht zufrieden. Man kann nur hoffen, dass die Fertigstellung der Baumaßnahmen sich nicht allzu sehr verzögert und die Kosten im geplanten Rahmen bleiben. Treffen wir uns 2024 im neugestalteten Coffe Baum bei einem „Schälchen Heeßn“

Zum Arabischen Coffe Baum

Bundesverwaltungsgericht

Seit 2002 ist Leipzig Sitz des Bundesverwaltungsgerichts, dem obersten Verwaltungsgericht der Bundesrepublik Deutschland. Es entscheidet über Streitigkeiten im Bereich des Verwaltungsrechts. Die meisten Verhandlungen sind öffentlich. Einschränkungen gibt es nur bei Wehrdisziplinarverfahren oder Verfahren, die eine besondere Sicherheit benötigen. Bei besonders spannenden Themen lohnt sich wegen des großen Interesses, die Reservierung eines Zuschauerplatzes.

Die Grundsteinlegung für den Bau im Stil der Neorenaissance erfolgte am 1. Oktober 1888. Schon im Oktober 1895 wurde es durch Kaiser Wilhelm II eingeweiht. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933) wurden Richter, die sich kritisch mit den Ideen des Nationalsozialismus auseinandersetzten, entlassen. Mit diesem Schritt lenkte man die Rechtsprechung in entsprechende Bahnen.

Im Herbst 1933 fand hier der Reichstagsbrandprozess statt. Die Nationalsozialisten beschuldigten u. a. den bulgarischen Kommunisten Georgi Dimitroff und Marinus van der Luppe der Brandstiftung. Nach der eindrucksvollen Selbstverteidigung Dimitroffs wurde die Anklage gegen ihn fallengelassen und der Niederländer van der Lubbe als Hauptverantwortliche im Dezember 1933 zum Tode verurteilt und das Urteil 1934 vollstreckt. 2007 wurde das Urteil nach einer Neubetrachtung endgültig aufgehoben. Die Kapitulation Hitlerdeutschlands besiegelte auch das Ende des Reichsgerichts.

Zu DDR-Zeiten befand sich in dem Gebäude das Bildermuseum, eine Ausstellung über Dimitroff und den mit ihm verbundenen Reichstagsprozess, ein Synchronstudio der DEFA sowie verschiedene Archive.

Nach der Wiedervereinigung fällte der Bundestag 1992 die Entscheidung, das Gebäude als Bundesverwaltungsgericht zu nutzen. 2002, nach vierjähriger Bauzeit, nimmt es seine Arbeit in Leipzig auf.

Die hier tätigen Richterinnen und Richter werden vom Bundesjustizminister zusammen mit einem Richterwahlausschuss berufen. Nach erfolgreicher Berufung werden sie vom Bundespräsidenten ernannt. Der Richterwahlausschuss besteht aus den Justizministern der Länder und in gleicher Anzahl von durch den Bundestag gewählten Abgeordneten. Die Ernennung ist auf Lebenszeit, das Mindestalter beträgt 35 Jahre und die Personen müssen Richter sein. Jetziger Präsident ist Prof. Dr. Andreas Korbmacher. Er leitet das Gericht seit 2022.

Die Besichtigung des Gebäudes ist jederzeit möglich und kann selbstständig erfolgen. Hierfür wird keine Anmeldung benötigt. Der Besucherdienst des Gerichts vermittelt auch Führungen durch das Gebäude. Man erfährt spannende Details und besichtigt verschiedene Sitzungssäle. Interessant ist, dass sich viele Gestaltungselemente auf die Gerichtsbarkeit beziehen. Schon von weitem ist die Skulptur „Die Wahrheit“ auf der Kuppel, die Ähnlichkeit mit der des Reichstagsgebäudes in Berlin hat, zu sehen. Die Nordseite ist mit Skulpturen der Rechtsgeschichte gestaltet.

Bundesverwaltungsgericht