## page was renamed from Nachhaltigkeit/2024-07-09 Graue Energie ## page was renamed from admin/2024-07-09 Graue Energie {{attachment:PDBanner.jpg}} Passives Design basiert auf der Idee, die natürlichen Umwelteinflüsse nutzbar zu machen, um komfortablen Raum zu schaffen. Es stellt damit einen Gegenentwurf zur Nutzung elektrischer oder mechanischer Elemente in der Architektur dar - also aktivem Design. Bei der Umsetzung baulicher Lösungen finden beide Formen statt. Während eine Heizung im Winter die Wohnung wärmt, hält die Dämmung die Wärmeenergie innen. In denkmalgeschützten Gebäuden sind Passivhauskomponenten ein Weg, Energie zu sparen, die Behaglichkeit zu erhöhen und klimaschonend zu wirtschaften. Während das Wachstum der Städte mit der Versiegelung von Flächen im harten Konflikt steht, bietet die Renovierung von Denkmälern eine Lösung. Bestand wieder nutzbar und für zukünftige Generationen erlebbar zu machen, Denkmalschutz wie er im Buche steht. Ein Beispiel aus der Nachbarschaft der Leipziger Denkmalstiftung könnte aus diesem Buch erdacht worden sein: Einen Katzensprung entfernt von unserem Hauptsitz, in der Odermannstraße, wirft der Turm des Westbads seinen Schatten. Die Klinkerfassade, der minimalistische Uhrenturm und die großen, schräg angebrachten Glasscheiben die den Eingang markieren, weisen unauffällig auf die wirkmächtigste Entwicklung der modernen Architektur hin - das Neue Bauen. Der Bau des Architekturdenkmals wurde ab 1929 vom damaligen Leipziger Stadtbaudirektor Hubertus Ritter geleitet und wurde bis zur Wende 1989 als Schwimmhalle für die Öffentlichkeit, aber auch für die Studenten der DHfK genutzt. Nach der Eröffnung des Gebäudes ging das Gebäude als Lindenauer Jerusalem in den Sprachgebrauch ein, nachdem ein Leser der Neuen Leipziger Zeitung kurz nach der Eröffnung ein Gedicht über die Klinkerfassade unter dem Titel „Klagemauer von Lindenau“ verfasst hatte. Hinter dieser Fassade verbirgt sich heute unter anderem eine hochmoderne Veranstaltungslocation mit stützenloser Kuppeldecke und einem vom internationalen Künstler Michael Fischer entworfenen Fresko. Die Renovierung des Westbads beinhaltete die Umwandlung in eine Plusenergie-Halle mit Solartechnik. Damit erzeugt das Westbad im Jahresmittel mehr Energie, als es verbraucht. Das Gebäude erzeugt auf diese Weise eine vorzeigbare Ökobilanz und wird als Raum wieder nutzbar. Ein Baudenkmal das über zehn Jahre verfiel und durch die Aufmerksamkeit der Zivilbevölkerung nun Teil der Kulturszene Leipzigs geworden ist - das Westbad ist ein Paradebeispiel für den Anspruch an zeitgemäße Planung. Übrigens: der Fotograf Harald Kirschner war einer derjenigen, die bereits 1993 auf den Verfall des Gebäudes hinwiesen. Ein Teil seiner Fotoserie findet sich auf seiner Website. In ihr zeigt Kirschner den Verfall, aber auch die besondere Formensprache des Gebäudes. <
> {{attachment:GEBanner.jpg|Graue Energie}} '''Graue Energie''' In jedem künstlichen Produkt steckt Energie. Sie steckt in jedem Bauteil und jedem Material, entsteht durch Maschinen und Menschen, und wird schlussendlich entsorgt oder im besten Fall einem Kreislauf zugeführt. In dieser Gleichung zeigen sich die Stellschrauben unserer bebauten Umwelt. Ihr Ergebnis ist die Graue Energie. '''Graue Energie =''' Der Begriff der Grauen Energie beschreibt die Primärenergie, die für den Bau einer Struktur (also z. B. einem Haus) notwendig ist - abzüglich dem Anteil an Erneuerbaren Energieträgern. Am Anfang der Kette steht die Gewinnung von Materialien. Teils digitale, teils verschriftlichte Datenbanken liefern hierfür die Werte aus den Umweltproduktdeklarationen (EPD) - also den Tabellen aus Energiewerten die Hersteller für ihre Produkte angeben. Sie beinhalten die bereits für sich komplexe Berechnung zu den einzelnen Komponenten. '''Graue Energie = Materialgewinnung +''' Architektur ist das Produkt vieler kleiner Produkte und diese Produkte verbrauchen Energie. Herstellung und Weiterverarbeitung von Bauteilen machen acht Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus. Der Verarbeitungsweg eines Stahlprofils vom Elektrolichtbogenofen, über die Stranggießanlage zur Walze, lässt bei jedem Schritt einen Blick in die Umwelteinflüsse dieses und jedes anderen Bauteils zu. '''Graue Energie = Materialgewinnung + (Herstellung + Weiterverarbeitung) +''' So international wie die Beschaffungsketten für Bauteile manchmal sind, bilden auch der Transport von Materialien und Bauteilen einen markanten Teil in der Gesamtrechnung. Zu einer Baustelle gehören aber natürlich auch Maschinen und die Menschen, die sie bedienen. Mit durchschnittlichen Werten und grundsätzlichen Informationen über das jeweilige Projekt, lassen sich so der Transport und die Bauarbeit vor Ort miteinbeziehen. '''Graue Energie = Materialgewinnung + (Herstellung + Weiterverarbeitung) + (Transport + Bau)''' Am Ende eines Gebäudes steht die Entsorgung. Für viele Bauteile hat sich ohnehin ein Kreislauf etabliert, so dass Recycling auch wirtschaftlich als Vorteil betrachtet wird. Ein Stahlprofil kann zu 99% wiedergewonnen und zu 100% wiederverwertet werden. Aufgrund seines Magnetismus lässt sich Stahl gut von anderen Materialen trennen. So landet durchschnittlich 1% der Stahlprofile auf der Deponie. '''Graue Energie = Materialgewinnung + (Herstellung + Weiterverarbeitung) + (Transport + Bau) + Entsorgung''' Beim Blick auf die Variablen dieser Gleichung wird schnell deutlich, welchen Einfluss Nachhaltigkeit auf das Energiesparpotenzial im Bausektor haben kann: Regionalität und Suffizienz bieten Vorteile für die Wirtschaftlichkeit und den Schutz des Klimas. Rechnet man den Nicht-Erneuerbaren Energieaufwand dazu und zieht dann die sogenannten prozessbedingten Emissionen ab, ergeben sich die Grauen Emissionen von Architektur. Aus ihnen lässt sich die eigentliche Klimaschädlichkeit ableiten. In modernen Konzepten wird das nachhaltige Gedankengut bereits zum Anlass genommen, die Architektur der Zukunft anders aufzustellen. Plusenergiehäuser, zirkuläres Bauen und passives Design weisen darauf hin, dass nachhaltiges Bauen bereits im Entwurf beginnt. Für denkmalgeschützte Bauten müssen also andere Lösungen her! Übrigens: Leipzigs Oberbürgermeister wurde 2021 nach einem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beauftragt, „die Graue Energie und das entsprechende Treibhausgaspotenzial von Bauvorhaben zu reduzieren.“